Warum Darmkrebs ins Gehirn streut: Forschende entschlüsseln genetische Mechanismen
Eine aktuelle Studie untersucht die chromosomalen Mechanismen, die die Metastasenbildung von Darmkrebs im Gehirn begünstigen
Darmkrebs, auch kolorektales Karzinom genannt, entwickelt sich h?ufig aus gutartigen Wucherungen der Darmschleimhaut, den sogenannten Adenomen. Werden diese nicht rechtzeitig entdeckt und entfernt, k?nnen sie zu b?sartigen Tumoren heranwachsen. Solche Tumoren weisen oft komplexe Ver?nderungen in ihren Chromosomen – den Tr?gern der Erbinformation – ?auf, die von Person zu Person unterschiedlich sind und sogar innerhalb eines einzelnen Tumors variieren k?nnen. Am Lehrstuhl für Humangenetik an der Medizinischen Fakult?t der Universit?t Augsburg und dem Universit?tsklinikum Augsburg forscht Univ.-Prof. Dr. Monika Golas an genetischen Mechanismen, um die Metastasenbildung besser zu verstehen und personalisierte Ans?tze zur Behandlung von Darmkrebs zu entwickeln. Zusammen mit einem interdisziplin?ren Forscherteam, bestehend aus Forschenden aus Augsburg sowie aus Hannover und G?ttingen, wurden nun über 3800 F?lle von kolorektalen Karzinomen analysiert, um die Rolle chromosomaler Ver?nderungen bei der Metastasenbildung zu entschlüsseln. Die Ergebnisse der Studie wurden aktuell in der renommierten Fachzeitschrift Nature Communications ver?ffentlicht. Die Studie zeigt, dass Hirnmetastasen im Vergleich zu den h?ufigeren Leber- und Lungenmetastasen eine besonders hohe Last an chromosomalen Imbalancen aufweisen. ?Wir haben spezifische Ver?nderungen im KRAS-Gen identifiziert, die mit einem aggressiveren Tumorverhalten assoziiert sind“, erkl?rt Prof. Monika Golas, Leitautorin der Studie. Besonders bemerkenswert ist die Kombination aus KRAS-Mutationen und einer Vervielf?ltigung des KRAS-Gens bei Hirnmetastasen. Die genetischen Muster f?rdern eine metabolische Umstellung der Tumorzellen hin zur Glykolyse, einem für Tumoren typischerweise bevorzugten Zuckerstoffwechselweg, und aktivieren Zellzykluswegen, die letztlich die Metastasenbildung im Gehirn begünstigen. ?Unsere Untersuchungen zeigen, dass bestimmte chromosomale Imbalancen die Ausbreitung in spezifische Organe begünstigen“, betont Prof. Monika Golas. Die Forschenden konnten zudem feststellen, dass sich diese komplexen Ver?nderungsmuster bei Hirnmetastasen eher sp?ter entwickeln – im Gegensatz zu weniger komplexen Mustern in Leber- und Lungenmetastasen. Die Ergebnisse der Studie k?nnten in Zukunft dazu beitragen, eine Metastasierung vorherzusagen und personalisierte Behandlungsm?glichkeiten zu entwickeln. ?Unsere Forschung vertieft nicht nur das Verst?ndnis der biologischen Mechanismen hinter der Metastasierung, sondern zeigt auch, wo die Tumorzellen angreifbar sind“, sagt Prof. Monika Golas abschlie?end. Perspektivisch erhoffen sich die Forschenden, die personalisierte Therapie für Patientinnen und Patienten mit Darmkrebs weiter zu verbessern. ?
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KRAS-Amplifikation und Zuckerstoffwechsel: Neue Einblicke in die Organ-spezifische Metastasierung
Die Studie kombiniert moderne Technologien wie Next Generation Sequencing mit molekularer Zytogenetik von Metastasen, die zuvor nicht mittels einer zielgerichteten Therapie behandelt wurden. Diese Herangehensweise erm?glicht es den Forschenden, genetische Ver?nderungen zu identifizieren, die unabh?ngig von zielgerichteten therapeutischen Interventionen entstanden sind. Ein besonderes Augenmerk gilt der Amplifikation von Chromosom 12p, das das KRAS-Gen tr?gt. ?Bereits ohne den Einsatz zielgerichteter Therapien weisen Hirnmetastasen h?ufig eine Amplifikation dieses Chromosomenarms auf“, so Prof. Monika Golas weiter.Perspektiven für gezielte Therapien
Link zur Publikation:?
https://www.nature.com/articles/s41467-025-58413-1
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