Mit ihnen reden, nicht über sie
Augsburger Wissenschaftspreis fu?r interkulturelle Studien 2021 verliehen
Augsburg – Der Augsburger Wissenschaftspreis für interkulturelle Studien 2021 geht an Dr. Laura Otto (Universit?t Bremen) für ihre Dissertation über junge Geflüchtete. Jennifer Adolé Akue-Dovi (Universit?t Hamburg) erh?lt den F?rderpreis für ihre Masterarbeit über rassistische Stereotype in Kindermedien. Ein in diesem Jahr einmalig vergebener Sonderpreis wird an Dr. Nora Haakh (Freie Universit?t Berlin) verliehen. Gemeinsam mit dem Forum Interkulturelles Leben und Lernen (FiLL e.V.) und der Friedensstadt Augsburg verlieh die Universit?t Augsburg die Preise am 30. November. Den Hauptpreis erh?lt Dr. Laura Otto für ihre Doktorarbeit ?Unbegleitet, minderj?hrig, Flüchtling?! Fixierungen, Ambivalenzen und Aushandlungenvon ?adult minors‘ im Europ?ischen Grenzregime am Beispiel Malta“. Otto leistet damit einen Beitrag zum interkulturellen Zusammenleben in unseren Gesellschaften. ?Wir sprechen viel zu h?ufig über statt mit jungen Geflüchteten. Ich habe mich gefragt, wie sie ihr Ankommen in Europa erleben, welche Zukunftspl?ne sie haben und wie ihre Lebensrealit?t aussieht“, erkl?rt die Preistr?gerin. Ihre Forschung, in der sie sowohl Perspektiven geflüchteter als auch nicht-geflüchteter Menschen berücksichtigt, leistet einen wichtigen Beitrag dazu, diese Kontaktzone und die in ihr stattfindenden Aushandlungen zu betrachten. Ihre Arbeit l?sst verstehen, welche Dynamiken in diesen Situationen wichtig sind und wie soziale Koh?sion und interkulturelles Miteinander gef?rdert werden k?nnen. Den F?rderpreis vergibt die Jury des Augsburger Wissenschaftspreises für Interkulturelle Studien an Jennifer Adolé Akue-Dovi für ihre Masterarbeit ?Wie Kinder und Jugendliche of Color die Reproduktion von Stereotypen in Kinderh?rspielen wahrnehmen. Eine empirische Untersuchung der H?rspielreihe TKKG aus rassismuskritischer Perspektive.“ Akue-Dovi besch?ftigt sich darin mit einer der Herausforderungen der deutschen Migrationsgesellschaft – dem Reproduzieren von rassistischen Vorurteilen und Stereotypen in aktuellen Kinder- und Jugendmedien. Mit ihrer empirischen Studie m?chte sie dazu beitragen, dass eine rassismuskritische Auseinandersetzung mit Sprache und den damit verbundenen vermittelten Weltbildern in Kinder- und Jugendmedien ausgeweitet wird. Das st??t Sensibilisierung und Aufkl?rung an und schafft Anregungen, junge H?rerinnen und H?rer davor zu schützen, rassistisches Wissen und Vorurteile durch Kinder- und Jugendmedien zu erlernen und zu reproduzieren. Im Idealfall führt das zu einer diskriminierungssensiblem inhaltlichen Reflektieren und einem kritischen Umgang mit diesen Medien, das bestenfalls zum ?berarbeiten und Streichen kritischer Passagen und Begriffe führt. Erst- und einmalig vergibt die Jury in diesem Jahr einen Sonderpreis, der in diesen schweren Zeiten die Kultur f?rdern soll. Ausgezeichnet wird die ausgezeichnete Dissertation ?Majnun und Layla in der Contact Zone: ?bertragungen aus dem Arabischen ins Deutsche im zeitgen?ssischen Theater“ von Dr. Nora Haakh (Freie Universit?t Berlin). Sie schl?gt mit ihrer Promotion eine Brücke zwischen Islam- und Theaterwissenschaft, sucht nach Strategien der ?bersetzung und Verst?ndigung zwischen gesellschaftlichen Bereichen, Disziplinen, Sprachen und Horizonten. ? ? Der Augsburger Wissenschaftspreis fu?r interkulturelle Studien, der 1997 auf Initiative des Gru?nders von FiLL e. V., des Unternehmers und sp?teren Augsburger Friedenspreistr?gers Helmut Hartmann, erstmals ausgeschrieben wurde, zeichnet hervorragende Leistungen von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern aus, deren Forschung sich mit der interkulturellen Wirklichkeit in Deutschland und den damit zusammenh?ngenden Fragen und Herausforderungen auseinandersetzt. Die Ausschreibung wendet sich an alle wissenschaftlichen Disziplinen und will in besonderer Weise interdisziplin?r und innovativ angelegte Qualifikationsarbeiten pr?mieren. Mit der Vergabe des Preises sollen Anreize fu?r thematisch einschl?gige Forschungsarbeiten gegeben und interkulturelle Fragestellungen besonders gef?rdert werden. Damit ist das Anliegen verbunden, dass die Wissenschaft Forschungsergebnisse bereitstellt, die einen Beitrag zum besseren Verst?ndnis einer von ?Diversity“ gepr?gten Gesellschaft und den hier notwendig werdenden Gestaltungsformen leisten. Durch die Auszeichnung exzellenter Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler wird die Bedeutsamkeit interkultureller Studien fu?r ein friedliches Zusammenleben in offenen Gesellschaften hervorgehoben und die wissenschaftliche Entwicklung im Hinblick darauf unterstützt und vorangetrieben. Die Ausschreibung für den Preis 2022 ist bereits für Bewerbungen offen.
Laura Otto promovierte 2019 an der Universit?t Bremen, ihre Arbeit erschien im Dezember 2020 unter dem Titel ?Junge Geflüchtete an der Grenze. Eine Ethnographie zu Altersaushandlungen“ im Campus Verlag. Seit April 2021 ist sie Associated Fellow im Graduiertenkolleg Practicing Place an der KU Eichst?tt-Ingolstadt, ihre?DFG-finanzierte PostDoc-Forschung ist an der Goethe Universit?t Frankfurt angesiedelt.Rassismus in Kinderh?rspielen
Jennifer Adolé Akue-Dovi studierte an der Universit?t Hamburg. Sie plant das Thema ihrer Masterarbeit in weiteren Publikationen und einer anschlie?enden Dissertation zu vertiefen. Die Universit?t Hamburg wird Rassismuskritik als Bestandteil der Lehramtsausbildung, Bildungswissenschaft und Mehrsprachigkeitsforschung in Lehrveranstaltungsangeboten etablieren.
?Sonderpreis für den Kulturbereich
Nora Haakh ist Kulturwissenschaftlerin, Theatermacherin, Visual Performerin, und Dozentin. Sie arbeitet als freischaffende Dramaturgin mit zahlreichen translokalen Ku?nstlerinnen und Ku?nstlern an Konzept- und Textentwicklungen. Parallel dazu promovierte sie als Teil eines Exzellenz-Clusters an der Freien Universit?t Berlin. Ihre erste Monographie auf Grundlage ihrer Magisterarbeit wird aktuell fu?r die Publikation vorbereitet. Seit 2020 hat sie einen Lehrauftrag fu?r Theorie/Dramaturgie an der Hochschule fu?r Gestaltung HAW Hamburg.
?Augsburger Wissenschaftspreis fu?r interkulturelle Studien