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Pressemitteilung 98/22 - 08.11.2022

Wohin mit Windr?dern und Solaranlagen?

Wie notwendige Klimaschutzstrategien die uns umgebenden Landschaften ver?ndern, erforscht ein interdisziplin?res Forscherteam der Geographie

Um das Ziel der UN-Klimakonferenz, den CO?-Aussto? um 2?°C?zu reduzieren, in Deutschland erreichen zu k?nnen, ist der Ausbau erneuerbarer Energien notwendig. Welche Fl?chen sind dafür geeignet und welche ?konomischen, ?kologischen und sozialen Rahmenbedingungen und Konflikte bringen m?gliche Standorte mit sich? Dies erforschen Geographen der Universit?t Augsburg in einem neuen Projekt, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gef?rdert wird.

Die Energiepreise steigen bedingt durch den Krieg in der Ukraine rasant. Strom aus fossilen Brennstoffen wie Gas oder ?l wird stetig teurer. Erneuerbare und klimaneutrale Energien aus Solar-, Windkraft- oder Biomasseanlagen k?nnen unabh?ngiger machen und den CO?-Aussto? reduzieren. Sie spielen also eine gro?e Rolle beim Ziel der UN-Klimakonferenz von Paris, die globale Erw?rmung unter 2?°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu halten. Der konsequente Umstieg auf erneuerbare Energien scheint deshalb naheliegend.

Bildmontage: Universit?t Augsburg/Unsplash ? Universit?t Augsburg

Soll aber ein Windrad vor der eigenen Haustür gebaut werden, startet meist massiver Protest. Anwohnerinnen und Anwohner fühlen sich gest?rt: die einen sehen Tiere gef?hrdet, die anderen haben Angst, dass die Landschaft verunstaltet wird und der Tourismus leidet. Wo also den passenden Platz für weitere erneuerbare Energiequellen in Deutschland finden, wenn die verfügbaren Fl?chen begrenzt sind??

Dieser Frage gehen Forscher des Instituts für Geographie in einem neuen Forschungsprojekt nach. Ausgangspunkt ist der Ausbau erneuerbarer Energien, der notwendig ist, das 2-Grad-Ziel zu erreichen und fossile Energiegewinnung abzul?sen. ?Wie viel Platz ben?tigen wir in Deutschland eigentlich für eine CO?-neutrale Energiegewinnung und wo sind die Orte, an denen das effizient umgesetzt werden kann? Wir stellen genau diese Fragen“, erkl?rt Prof. Dr. Harald Kunstmann, der sich dem Thema aus naturwissenschaftlicher Perspektive n?hert.

Karte mit Standortfaktoren

?Biogas-, Solar-, Wasser- und Windenergie sind abh?ngig von natürlichen Standortfaktoren. Diese sammeln wir und erstellen ein Modell, wie diese zusammenwirken und bilden sie auf einer Karte ab“, sagt Kunstmann. Damit l?sst sich dann für jede Lage in Deutschland bestimmen, wie gut sie für die Gewinnung von erneuerbaren Energien geeignet w?re. Erfasst werden Rahmenbedingungen – Fachleute nennen sie energiemeteorologische Variablen – wie Sonnenscheindauer, Nebelaufkommen, Temperatur, Niederschlagsmenge, durchschnittliche Windgeschwindigkeit übers Jahr, Turbulenzen, tageszeitliche und saisonale Schwankungen, aber auch welche Vegetation und Fl?chennutzung dort vorliegt. Die Forschenden kombinieren hier Messdaten aus verschiedenen Quellen wie dem Deutschen Wetterdienst, dem Energieatlas Bayern, greifen aber auch auf Material aus ihren bisherigen Forschungsarbeiten zurück.?

Letztlich ist die Planung, für jeden Ort in Deutschland mit einer Genauigkeit von ca. einem Quadratkilometer die Ausgangslage für die verschiedenen Arten der CO2-neutralen Energiegewinnung zu bestimmen und Aussagen darüber treffen, wie effektiv der jeweilige Standort w?re. Berücksichtigt wird dabei auch, wie sich die natürlichen Standortfaktoren durch den Klimawandel regional voraussichtlich ver?ndern werden.

Was w?re wenn?

In einem zweiten Schritt wird diese naturwissenschaftliche Analyse verknüpft mit einer sozialwissenschaftlichen Herangehensweise. Der Humangeograph Dr. Stephan Bosch befasst sich damit, welche ?konomischen, ?kologischen und sozialen Rahmenbedingungen und auch Konflikte m?gliche Standorte bieten. ?Anlagen, die erneuerbare Energie produzieren, stehen n?mlich immer in Konkurrenz zu anderen Interessen. Sei es das pers?nliche Empfinden von Anwohnerinnen und Anwohnern, der Naturschutz, die Nutzung von Fl?chen für Landwirtschaft oder die für den Tourismus relevante ?sthetik einer Landschaft“, sagt Bosch. ?Stellen Sie sich einen Windpark rund um Schloss Neuschwanstein vor, der dort stehen würde, nur weil der Standort eine effektive Energiegewinnung erm?glicht“.

Für bestimmte Regionen modellieren die Forschenden unterschiedliche Szenarien. Grunds?tzlich ist es natürlich angebracht, m?glichst wenig Fl?chen mit Anlagen zur CO?-neutralen Stromerzeugung zu verbrauchen. Welches Konfliktpotenzial erg?be sich, wenn dafür der Abstand zu Wohngebieten verringert oder Agrarland und sogar Naturschutzgebiete genutzt werden? Sollten Windr?der auch in W?ldern stehen??

Stephan Bosch m?chte in die Szenarien m?glichst viele Aspekte integrieren. Wichtig ist ihm auch die soziale Perspektive. ?Wir erheben auch, wie Menschen in der jeweiligen Gegend über die Standortsuche erneuerbarer Energien denken, fragen sie, wo sie selbst Windr?der und Solarparks platzieren würden." ?Neben Frageb?gen, der Auswertung von Zeitungsartikeln und Recherchen kommen ebenfalls Interviews mit Betroffenen vor Ort zum Einsatz – vom Anwohner bis zur Bürgermeisterin. ?Wir analysieren auch die geführten Diskurse“, sagt Bosch. Er vermutet, dass es kulturelle Unterschiede bei der Akzeptanz von Windr?dern zwischen Nord- und Süddeutschland gibt.?

Beide Forscher sind Mitglieder des neuen Zentrums für Klimaresilienz der Universit?t Augsburg. Der Ansatz der interdisziplin?ren Forschungseinrichtung ist es, ganzheitliche und umsetzbare Strategien zur Anpassung an die unabwendbaren Folgen des Klimawandels zu entwickeln, und zwar auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene. Zentrale Bausteine zur Umsetzung dieses Ziels sind die Bef?rderung der interdisziplin?ren Forschung sowie der Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse im Dialog mit Politik und Gesellschaft.

Wissenschaftliche Ansprechpersonen

Akademischer Rat
Humangeographie und Transformationsforschung

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Prof. Dr. Harald Kunstmann
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Zentrum für Klimaresilienz

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Medienkontakt

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