Am 18. November waren alle Doktorinnen und Doktoren des Jahrgangs eingeladen, im feierlichen Rahmen der Zentralen Promotionsfeier ihre Urkunden entgegenzunehmen. Unter ihnen erfuhren vier eine besondere Würdigung ihrer Leistungen - die dotierte Auszeichnung mit dem Mieczys?aw-Pemper-Preis und den Wissenschaftspreisen der Universit?tsstiftung.

Mieczys?aw-Pemper-Preis 2022

Was ist ein gutes Sterben und wer bestimmt darüber? Diese Fragen hat PD Dr. Florian Greiner vom Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte in den Mittelpunkt seiner Habilitation ?Das menschliche Lebensende in beiden deutschen Staaten nach 1945“ gestellt. Darin ergründet er, welche Folgen die Erfahrungen der Massengewalt für den Umgang mit dem Sterben in post-nationalsozialistischen Gesellschaften hat. Berührt werden so vielschichtige Komplexe wie Sterbebegleitung, die Organisation des Wohlfahrtsstaates oder auch die neuartige ?konomiesierung des Sterbens. Seine interdisziplin?r angelegte Studie wird in der renommierten Reihe des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin erscheinen.

Der mit 2.500 Euro dotierte Preis richtet sich speziell an Beitr?ge jüngerer Forscherinnen und Forscher zum Verst?ndnis der Katastrophen des 20. Jahrhunderts und ihrer Wurzeln. Mieczys?aw Pemper (1920 bis 2011) war ein aus Krakau stammender, Augsburger Unternehmensberater, der in der Zeit des Nationalsozialismus H?ftling im Konzentrationslager war. Seine Zeitzeugenberichte gingen in den?Steven-Spielberg-Film ?Schindlers Liste“ ein.

Wissenschaftspreise der Universit?tsstiftung Augsburg 2022

Die drei mit jeweils 1.500 Euro dotierten Wissenschaftspreise der Stiftung der Universit?t Augsburg gehen in diesem Jahr an:

Dr.?Nicole Dürrenberger?von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakult?t für ihre Dissertation zu??berqualifikation in Arbeitsm?rkten.?In Deutschland ist rund jede achte besch?ftigte Person in einer Position, für die sie überqualifiziert ist. Unter den Universit?tsabsolventinnen und -absolventen ist die Zahl sogar mehr als doppelt so gro?. Das Ph?nomen?führte ganz im Gegensatz zur Unterqualifikation in Wissenschaft und Praxis bislang ein Schattendasein. In ihren Analysen berücksichtigt Dürrenberger Elemente aus Psychologie, Volks- und Betriebswirtschaftslehre. Sie liefert ein umfassendes Bild zu Ursachen und Auswirkungen der ?berqualifikation am Arbeitsplatz sowie L?sungsideen.?

Dr.?Jerome Geyer-Klingeberg?von der Mathematisch-Naturwissenschaftlich-Technischen Fakult?t zur?meta-analytischen Methodik in der Finanzwirtschaft.?Mit Hilfe einer angewandten Meta-Analyse von über 1.000 Ergebnissen aus empirischen Studien kommt er unter anderem zu dem Schluss, dass der Unternehmenswertzuwachs von Firmen, die sich aktiv absichern (sogenanntes Hedging), deutlich geringer ausf?llt, als in der Literatur üblicherweise angenommen. Seine Arbeit leistet einen wichtigen Beitrag zur methodischen Weiterentwicklung, indem er die Meta-Analyse der Finanzwirtschaft zug?nglich macht.?

Dr.?Stefan Bodenmüller?von der Fakult?t für Angewandte Informatik für seine Arbeit zu?Softwarekorrektheit und -sicherheit durch den Einsatz maschineller Beweissysteme. Sie sind eine Teildisziplin der Künstlichen Intelligenz. Je komplexer Algorithmen sind, desto fehleranf?lliger sind sie. Am Beispiel einer NASA Fallstudie hat sich Bodenmüller drei technische Fehlerquellen in der Datenverarbeitung angesehen, die die Effizienz von Algorithmen beeintr?chtigen. Als praktisches Ergebnis dieser Dissertation existiert nun das erste, vollst?ndig verifizierte und absturzsichere Dateisystem für Flash-Speicher, das realistischen Standards entspricht. Im Zusammenhang mit der Arbeit sind sechs internationale, wissenschaftliche Publikationen entstanden. Au?erdem ist sie Grundlage für ein weiteres Projekt der Deutschen Forschungsgesellschaft.

Die Wissenschaftspreise werden seit 1995 gestiftet von der Buchhandlung Rieger & Krantzfelder, von der Kurt-B?sch-Stiftung zugunsten der Universit?t Augsburg und der Stiftung der Universit?t Augsburg. Gef?rdert werden hervorragende Arbeiten aus allen Fakult?ten.

Der Festvortrag der diesj?hrigen Promotionsfeier trug den Titel ?Scientia und conscientia?(Wissenschaft und Gewissen) – Skizze einer Universit?tsethik für das Jahr 2022“ und wurde von Prof. Dr. Kerstin Schl?gl-Flierl vom Lehrstuhl für Moraltheologie gehalten. Sie skizzierte eine universit?re Alltagsethik mit der Rolle der Promovierten und verschiedener Statusgruppen und der Frage, was sie davon abhalten k?nnte, aus der Wissenschaft auszusteigen.