"Einführung in das Japanische Recht"
- Termin: Wintersemester 2024-25
- Referent: Herr Dr. Oliver Sch?n
- Teilnehmeranzahl: max. 20 Studierende, die jeweils eine schriftliche Hausarbeit anfertigen
Warum überhaupt japanisches Recht?
Das japanische Recht wurde stark vom deutschen Recht beeinflusst. Das Angebot zum japanischen Recht an der Universit?t Augsburg nimmt diese Verknüpfung zum Anlass, eine rechtsvergleichende Veranstaltung anzubieten. Der Aufbau der Veranstaltung ist an F?llen orientiert. Anhand von Fallgestaltungen, die sich in vergleichbarer Weise in beiden L?ndern ereignen k?nnen wird vorgestellt, wie sie in Deutschland und Japan jeweils gel?st werden würden. Teilweise kommt es dabei zu überraschend unterschiedlichen Ergebnissen.
Ausgangspunkt der Vorlesungen ist immer eine Darstellung der deutschen Rechtslage und darauf aufbauend werden die japanischen L?sungsans?tze er?rtert. Durch dieses Konzept werden nicht nur die Grundzüge des japanischen Rechts erl?utert, vielmehr wird auch ein besseres Verst?ndnis des deutschen Rechts erzielt.
Kenntnisse der japanischen Sprache sind für die Teilnahme nicht erforderlich. Es werden aber jeweils auch die wichtigsten japanischen Fachbegriffe erl?utert. Durch das dadurch erlangte Vokabular steigt die Chance, einen der raren Praktikumspl?tze in Japan zu erlangen.
Japanische Sprachkurse werden im Sprachenzentrum der Universit?t Augsburg angeboten.
Themenbereiche
Die Aufnahmeprüfung zur Universit?t ist für die meisten Japaner wahrscheinlich die wichtigste Prüfung in ihrem Leben. In dieser Einheit wird erl?utert, weshalb man als Jurastudent oder -studentin nicht automatisch eine Karriere als Volljurist bzw. -juristin anstrebt. Vielmehr sind sogenannte ?Law Schools“ für die Ausbildung von Volljuristen bzw. -juristinnen zust?ndig.
Im Gegensatz zu Deutschland ist die Zahl der Personen, welche das Staatsexamen bestehen k?nnen, vom Staat vorgegeben. Deshalb gibt es einen intensiven Wettbewerb um die wenigen 3 Pl?tze. Zudem wird in dieser Stunde erl?utert, wie das Berufsbild von RichterInnen, Staatsanw?ltInnen und Rechtsanw?ltInnen in Japan ist. Dabei wird immer auch der Bezug zum deutschen System hergestellt.
Der japanische Kaiser ist ?Symbol des Staates“. Eine vergleichbare Position gibt es in Deutschland nicht. Der Legende nach stammt der Kaiser von der Sonneng?ttin Amaterasu ab, die in der Vorzeit gelebt hat. Der derzeitige Kaiser hat 2019 abgedankt. Warum dies problematisch ist und welche Rolle der Kaiser im zweiten Weltkrieg hatte, wird in dieser Vorlesung thematisiert.
Die japanische Verfassung wurde bereits 1946 verabschiedet und unter dem Eindruck des damals gerade erst beendeten zweiten Weltkriegs hat man ein absolutes Kriegsverbot in die Verfassung geschrieben. Diese Vorschrift ist sehr umstritten und soll in absehbarer Zukunft ge?ndert werden. Die Hintergründe dieser Diskussion werden erl?utert. Die Besonderheiten des japanischen Staatsaufbaus haben es bislang unm?glich gemacht, die Verfassung zu ?ndern.
Japan ist eines der sichersten L?nder der Welt. Offene Kriminalit?t ist praktisch unbekannt. Es wird untersucht, ob dies – zumindest auch – am Strafrechtssystem liegt. Besonderheiten sind eine Verurteilungsquote von 99,9 %. Zudem ist Japan eines der wenigen westlichen Industriel?nder, welches die Todesstrafe verh?ngt und auch vollstreckt.
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Das materielle Strafrecht in Japan ?hnelt dem deutschen Strafrecht. In prozessualer Hinsicht gibt es aber erhebliche Unterschiede, da sich Japan für ein Strafverfahren im Parteienprozess entschieden hat. Im Rahmen dieser Stunde werden die Grundzüge des japanischen Strafrechts behandelt. Die Strafzumessung wird anhand konkreter Beispiele erl?utert. In der Regel sind die in Japan verh?ngten Strafen deutlich h?her als in Deutschland.
2009 wurde eine Laienbeteiligung in Strafsachen in Japan eingeführt. Dieses neue System wird vorgestellt und insbesondere werden die Auswirkungen des Systems auf die Verh?ngung der Todesstrafe diskutiert.
Das japanische Zivilgesetzbuch beginnt mit der Vorschrift ?Treu und Glauben“ und dies ist sehr programmatisch. Denn in Japan werden juristische Ergebnisse immer dahingehend überprüft, ob sie mit dem allgemeinen Gerechtigkeitsempfinden vereinbar sind. Ansonsten sind regelm??ig Korrekturen erforderlich. Diese japanische Besonderheit wird anhand von Fallbeispielen erl?utert.
Ein weiterer Schwerpunkt wird auf der Zivilprozessordnung liegen. Die deutsche Zivilprozessordnung war zwar Vorbild der japanischen Zivilprozessordnung. Dennoch gibt es starke Unterschiede. Konsensl?sungen werden als vorteilhaft angesehen. Entsprechend haben sich in Japan in den letzten Jahrzehnten neue Schlichtungs- und Mediationsverfahren entwickelt, die im internationalen Vergleich als sehr modern gelten.
Nach dem Zusammenbruch des japanischen Shogunats Mitte des 19. Jahrhunderts musste Japan mit den westlichen M?chten nachteilhafte Vertr?ge schlie?en, um eine Kolonialisierung abzuwenden. Zu diesem Zeitpunkt gab es in Japan kein Rechtssystem nach westlichem Verst?ndnis und um in den Kreis der Führungsm?chte der damaligen Welt zu sto?en nahm sich die japanische Regierung vor, dass das Land radikal nach westlichen Ma?st?ben umstrukturiert wird. In diesem Zusammenhang wurden viele Elemente des deutschen Rechts übernommen.
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Obwohl sich Japan seit dem zweiten Weltkrieg im Wesentlichen am US-amerikanischen Recht orientiert, wirkt der deutsche Einfluss auf das japanische Recht bis heute fort. Dies wird anhand von Beispielen erl?utert.
Konzept und Terminübersicht
Das Anfertigen einer schriftlichen Hausarbeit, deren Inhalt zusammenfassend mündlich vorgetragen werden soll, ist Voraussetzung für die Teilnahme an dem Seminar.
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Termine (Juristischen Fakult?t, Geb?ude H, Raum 1012):
Mo. 21.10.2024, 18 - 19.30 Uhr
Einführungsveranstaltung (Grundzüge japanisches Recht/Anforderungen an eine schriftliche Seminararbeit/zwei oder drei Beispiele)
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Mi. 23.10.2024, 18 - 20.15 Uhr
?berblick über das japanische Recht (Themenvergabe und im Anschluss kurze Besprechung der Themen mit den Studierenden)
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Mo. 4.11.2024, 17 - 20 Uhr (ggf. online)
Pr?sentation der Arbeitskonzepte im Einzelgespr?ch/genaue Termine werden den Studierenden jeweils mitgeteilt
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Mo. 25.11.2024, 18 - 19.30 Uhr
Grundzüge des japanischen Verfassungsrechts/Wiederholung: Formalien einer schriftlichen Arbeit
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Mo. 9.12.2024
Abgabe der schriftlichen Arbeit (digital in Digicampus im zu dieser Veranstaltung geh?renden Upload-Ordner)
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Mi. 11.12.2024, 17.30 - 20.30 Uhr
Rhetorikkurs, Vorbereitung auf die Vortr?ge (gestaffelt)
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Fr. 13.12.2024, 15 - 19 Uhr
Vortr?ge der teilnehmenden Studierenden
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Sa. 14.12.2024, 9 - 18 Uhr
Vortr?ge der teilnehmenden Studierenden
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Di. 8.1.2025, 18 - 19.30 Uhr
Rückgabe der Arbeiten
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?Wichtige Information:
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Alle Studierenden haben sich in Digicampus bei dieser Lehrveranstaltung als Teilnehmer bzw. Teilnehmerin einzutragen.
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Die Studierenden sollen eine schriftliche Arbeit erstellen und die Ergebnisse der Arbeit 10 – 12 Minuten vorstellen. Diese Vortr?ge sind Teil der Vorlesung und sollen dazu beitragen, ein h?heres Problembewusstsein bei den Teilnehmenden für die Besonderheiten des japanischen Rechts zu erzeugen.
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Folgende Themen k?nnen von den teilnehmenden Studierenden behandelt werden (die Aufz?hlung ist nicht abschlie?end):
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- Aspekte des Rechtssystem im Japan der Edo-Zeit:
- Rechtsstellung der Daimyos und ihrer Familien
- Steuerrecht
- Rechtsstellung der Kl?ster und Tempel
- Die Handelsstra?en
- Das Recht zur Selbstt?tung als privilegierte Bestrafung
- Der ?Ausverkauf“ Japans – wie japanische Kunst in den Westen gelangt ist
- Die ersten Vertr?ge Japans mit westlichen M?chten (ungleiche Vertr?ge)
- Zolls?tze und Konsulargerichtsbarkeit
- Das Wirken deutscher Juristen in Japan im 19. Jhd.
- Die rechtliche Organisation des Kriegsgefangenenlagers in Bando
- Die erste japanische Verfassung
- Die Stellung des japanischen Kaisers in der Verfassung von 1947
- Das Kriegsverbot in der japanischen Verfassung
- Grunds?tzliches
- Dürfen japanische Streitkr?fte bei Eins?tzen der NATO aktiv werden?
- Der Staatsaufbau in Japan
- Juristenausbildung in Japan
- Die Staatsanwaltschaft in Japan
- Jugendkriminalit?t in Japan
- Das Sch?ffenrichtersystem in Japan
- Die Todesstrafe in Japan
- Der ?Deal“ im deutschen und im japanischen Strafrecht
- Arbeitsrecht, insbesondere Tod durch ?berarbeitung
- Schadensersatzrecht in Japan
- ?bertragung von Immobilien in Japan, insbesondere Gutglaubensschutz
- Juristische Aufarbeitung des Atomunfalls in Fukushima
- Coronabedingte Notstandsgesetze in Japan
- Der Fall Charlos Ghosn
- Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Japan
- Rechtliche Stellung der Frau in Japan und Deutschland im Vergleich
- Walfang in Japan und internationale Verpflichtungen Japans
- Stellung der Leprakranken in Japan; Kompensation nach Ungleichbehandlung
- Die Stellung des dritten Geschlechts in Japan
- LGBT+ in Japan
- Gleichstellung nichtehelicher Kinder (verfassungsrechtliche Sicht)
- Verbraucherschutz in Japan
- Die Behandlung von Doping in Japan
- Verbraucherkreditregulierung in Japan
- Rechtsvergleich mit Japan in Deutschland und den USA – unterschiedliche Ans?tze
- Das Patenterteilungsverfahren in Japan – neueste Entwicklungen
- Klimawende in Japan – F?rderung von alternativer Energie
- IPR – Internationales Privatrecht (Grundlagen, Unterschiede Japan – EU)
- Doppelbesteuerungsabkommen
- Behandlung/Anfechtung von Entscheidungen von Schiedsgerichten
- Stationierung amerikanischer Soldaten auf Okinawa
-
Canabis in Japan; Strafbarkeit von Eigenkonsum
-
Strafbarkeit der Flucht in Japan und Deutschland
Ausgew?hlte Proseminar-Arbeiten zum Download
Veranstaltungen im aktuellen Semester (Link zu digicampus)
Keine Vorlesungen vorhanden.
Veranstaltungen im vergangenen Semester (Link zu digicampus)
Name | Heimatinstitut | Dozent | Semester | Typ | Sprache |
---|---|---|---|---|---|
Einführung in das japanische Recht | Prof. Dr. Johannes Kaspar - Strafrecht, Strafprozessrecht, Kriminologie und Sanktionenrecht |
Oliver Sch?n |
Wintersemester 2021/22 | Proseminar | deutsch |
Kontakt
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86159 Augsburg