Comic und Religion
Comics und Religion
Der religi?se Diskurs der Comics.
Projektstart:01.10.2007
Projekttr?ger:Universit?t Augsburg
Projektverantwortung vor Ort:Prof. Dr. Th. Hausmanninger
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Zusammenfassung
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Beschreibung
Forschungsprojekt: Der religi?se Diskurs der Comics.
?Das Dritte Testament“, ?Zehn Gebote“, ?Heiligtum“, ?Die Katze des Rabbiners“, ?Preacher“ – unter den Titeln der Comics erscheinen in jüngerer Zeit vermehrt solche, die sich direkt und unmittelbar auf Religion beziehen. Schl?gt man sie auf, so trifft man auf Ordensleute, Priester, Kardin?le, P?pste, muslimische Imame, jüdische Rabbiner und ihre Schüler; die Geschichten, die erz?hlt werden, drehen sich um die Frage nach der wahren Bedeutung des Evangeliums, die Rolle der apokryphen Schriften, die Historizit?t Jesu, die gesellschaftliche Rolle der Kirche, die geschichtliche Entwicklung des Islam und sein Verh?ltnis zu modernen Welt, die Interpretation der jüdischen Thora, das Theodizeeproblem und dergleichen mehr. Eine derart direkte, breite und explizite Besch?ftigung mit Religion und ihrer geschichtlichen Erscheinungsgestalt, mit theologischen Problemen und Auslegungsfragen religi?ser Schriften ist in der Geschichte der Comics durchaus ungew?hnlich, zumindest im franco-belgischen und amerikanischen Raum, dem die genannten Beispiele entnommen sind. Zwar arbeiteten die Comics, wie viele Erzeugnisse der popul?ren Kultur, immer schon auch mit Anleihen an dem sprachlichen, bildhaften und narrativen Zeichenmaterial der Religionen, doch hielten sie sich gegenüber einer direkten Auseinandersetzung mit etablierten Religionen und deren Institutionen weitgehend zurück. Vereinzelte Bezugnahmen, wie etwa Jack Kirbys kritische Auseinandersetzung mit fundamentalistischen christlichen Erweckungspredigern in ?Forever People“, die Warnung vor der Verführungskraft von Sekten in Neal Adams? und Denny O?Neils ?Green Lantern and Green Arrow“ in den 1970er Jahren oder in einer?X-Men“-Graphic-Novel von Christopher Claremont und Brent Anderson sowie Jim Starlins und Bernie Wrightsons ?Batman“-Miniserie ?The Cult“ in den 1980er Jahren, blieben eben dies: vereinzelt. In den USA trug ohnehin ab 1954 der Comics Code dazu bei, real existierende Religion m?glichst weitgehend aus den Comics fern zu halten, um keine religi?sen Gefühle zu verletzen; die Deutungshoheit ihres Glaubens blieb den Religionsgemeinschaften in dieser Hinsicht daher weitgehend selbst überlassen. In Europa, vor allem in dem ungeheuer wirkm?chtigen franco-belgischen Raum, zeichnete sich eine ?hnliche Verlagspolitik ab, getragen zweifelsohne auch von der Vorstellung, Religion sei Privatsache und habe im ?ffentlichen Raum und damit auch in der ?ffentlichen Kommunikation nichts zu suchen. Die Intensit?t, mit der vor allem seit den 1990er Jahren das Christentum, seine Geschichte, die katholische Kirche, der Islam, das Judentum und selbst nicht-theistische Glaubensformen zum Thema der Comics werden, ist daher ein neues Ph?nomen.
Entsprechend dr?ngt sich beinahe auf, diesen neuen religi?sen Diskurs der Comics als ein Element jenes Prozesses zu sehen, der seit kurzem als ?Wiederkehr der Religion“ in Wissenschaft und Journalismus thematisiert wird. Die explizite Pr?senz der Religionen in den Comics als Medium unterhaltsamer Selbstverst?ndigung und unterhaltsamer ?ffentlicher Kommunikation k?nnte im Kontext anderer Ph?nomene der genannten Wiederkehr auf ein neues Interesse an Religion und eine Art neuer kultureller Salonf?higkeit derselben verweisen. Diese Pr?senz w?re dann ein zus?tzlicher Beleg dafür, dass Religion sich (momentan) im ?Aufwind“ (Arntz 2007) befindet, ein ?bergang in eine ?posts?kulare“ (Habermas 2001) Zeitsituation (oder zumindest Phase) stattfindet. Freilich – mit derart unmittelbar gegenwartsbezogenen Zeitdiagnosen ist auch vorsichtig zu verfahren. Schon die Rede von der Wiederkehr der Religion l?sst die Frage stellen, ob die so begrü?te jemals wirklich abwesend war bzw. überhaupt h?tte abwesend sein k?nnen. Auch der Terminus der Posts?kularit?t bereitet Schwierigkeiten, wenn man zu bestimmen versucht, nach welcher S?kularit?t sich dieses ?Post-“ befindet. Einerseits gibt es Differenzen zwischen den einzelnen geographischen R?umen, andererseits verweisen Untersuchungen wie beispielsweise in Deutschland die von der DBK in Auftrag gegebene Sinus-Studie von 2006 darauf, dass Distanz zur Religion, befremdete Ungleichzeitigkeit mit deren Grundoptionen und schlichte Gleichgültigkeit geradezu milieuspezifisch zurechenbar sind, bestimmte Kreise sich also gegenüber der Wiederkehr der Religion nach wie vor abstinent verhalten. Mithin ist für diese Wiederkehr eher damit zu rechnen, dass religi?se neben postreligi?sen, s?kulare neben posts?kularen Momenten existieren (H?hn 2007).
Das Projekt spannt daher zun?chst die Diskussion um S?kularit?t und Posts?kularit?t als Referenzrahmen auf und konzentriert sich dabei konkret auf die USA, Frankreich (ggf. zusammen mit Belgien) und Deutschland. Geplant sind sodann drei aufeinander bezogene Teilprojekte, die konsekutiv abgearbeitet werden sollen: (1) ?Verschw?rung und Religion“: Zun?chst untersucht werden Verschw?rungserz?hlungen, die seit den 1990er Jahren auch im historischen Roman und im Thriller popul?re Konjunktur haben. Hier zu beginnen, legt sich aus Gründen der Aktualit?t dieser Erz?hlungen nahe, die inzwischen beinahe ein Subgenre bilden. (2) ?Die Weltreligionen in den Comics“: Danach soll die Ver- und Bearbeitung der Weltreligionen in den Comics in Blick genommen werden. Die Perspektive wird hierdurch generalisiert. (3) ?Transzendente M?chte und Gewalten“: Einzelnen transzendenten Kr?ften wird figurativ Rechnung getragen. Hieraus entstehen kleine Subgenres, die sich bestimmten Figurentypen widmen – allen voran dem B?sen in Gestalt von Teufel und D?monen, jedoch auch den Engeln, die generell in der Popul?rkultur und der Esoterik Konjunktur haben. Mit diesem Teil des Projekts werden so Schlaglichter gesetzt, die zugleich genretheoretische Differenzierungen erm?glichen.
Die Teilprojekte sollen in jeweils einer eigenst?ndigen Monographie vorgelegt werden, deren erste bereits begonnen ist. Die Analyse des neuartigen religi?sen Diskurses der Comics als popul?re Medien verspricht dabei einen spezifischen Einblick in den Zustand der medialen Besch?ftigung mit Religion einerseits und erhellende Schlaglichter auf die s?kular-posts?kulare Befindlichkeit der sp?tmodernen Gesellschaften andererseits.
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Vorver?ffentlichung von Teilergebnissen:
Thomas Hausmanninger: Mythen von Religion. Comicverfilmungen in den USA, in: Th. Bohrmann, St. Z?ller, W. Veith (Hgg.): Handbuch Theologie und popul?rer Film, Bd. 2, Paderborn: Sch?ningh 2009, 31-52.
Thomas Hausmanninger: Die Religionswelle im francobelgischen Comic, in: Comixene 2010, 20. Jhg., Nr. 107, 6-22.
Thomas Hausmanninger: Garth Ennis und die Folgen. Die Religonswelle im anglo-amerikanischen Comic, in: Comixene 2010, 20. Jhg., Nr. 107, 10-11.
Thomas Hausmanninger: Postreligi?s und posts?kular. Die Religionswelle im deutschen Comic, in: Comixene 2010, 20. Jhg., Nr. 107, 14-15.
Thomas Hausmanninger: Die Zwischent?ne des Religionskritikers, in: Comixene 2010, 20. Jhg., Nr. 107, 47.
Thomas Hausmanninger: Posts?kularit?t in Comics, in: Stimmen der Zeit 2010, 135. Jhg., Bd. 228, Nr. 6, 619-630.
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Thomas Hausmanninger: Verschw?rung und Religion. Aspekte der Postsekularit?t in den franco-belgischen Comics, Paderborn: W. Fink (522 S.).
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Probekapitel aus Thomas Hausmanninger: Verschw?rung und Religion. Aspekte der Postsekularit?t in den franco-belgischen Comics, Paderborn:
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W. Fink (522 S.): Analyse und Interpretation der frankobelgischen Comicserie "Le troisième testament", Grenoble: Glénat 1997-2002, (dt. "Das Dritte Testament", Carlsen 2002-2003)
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