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Das Bezirkskrankenhaus Augsburg setzt bei der Therapie auf Virtual Reality

Busfahren auf Station

Das Bezirkskrankenhaus Augsburg setzt als erste psychiatrische Uniklinik in Bayern bei der Therapie auf Virtual Reality

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Die stellvertretende Leitende Psychotherapeutin des Bezirkskrankenhauses Augsburg, Isabella Mehling, und Michael Altenhofer von der Anbieterfirma (links am Computer) testen gemeinsam mit Bernhard B?uerle, Angestellter in der Ergotherapie, das VR-System. Bild: Georg Schalk, Bezirkskliniken Schwaben

Viele Menschen haben vor irgendetwas Angst: vor Spinnen, Schlangen, M?usen, vor der H?he, vor dunklen Ecken. Bei psychisch Erkrankten sind manche Phobien besonders stark ausgepr?gt. Um derartige ?ngste abzubauen, aber auch um Menschen mit Depression oder Suchterkrankungen zu unterstützen, setzt das Bezirkskrankenhaus (BKH) Augsburg in Kürze Virtual Reality (VR) ein. ?Damit sind wir die erste psychiatrische Universit?tsklinik in Bayern, die dies station?r bei schwersterkrankten Patienten anbietet“, stellt ?rztlicher Direktor Prof. Dr. Alkomiet Hasan fest. Nach der Sommerpause soll es losgehen.

Wie kompliziert ein Therapieversuch sein kann, verdeutlicht Bernhard B?uerle, Angestellter in der Ergotherapie, an einem Beispiel. Ein Patient hat massive Angst vor einer Stra?enbahn- oder Busfahrt. Die Enge, die vielen Menschen und die Sorge, nicht mehr rauszukommen, verunsichern ihn zutiefst. Die Umsetzung der notwendigen Konfrontationstherapie ist dabei oft schwierig: Einerseits trauen sich Patienten die Konfrontation in der realen Umgebung noch nicht zu oder die angstausl?sende Situation kann nicht simuliert werden. ?Wegen des Aufwandes und knapper zeitlicher Ressourcen ist das oft schwierig. Rollenspiele und Gespr?che k?nnen dabei nicht immer helfen“, erl?utert B?uerle.

Die VR-gestützte Therapie mit entsprechender Software und Brille soll da deutlich einfacher weiterhelfen. Je nach Krankheit wird ein bestimmtes Programm eingespielt. Der Patient befindet sich in einem eigens dafür eingerichteten Raum (das ehemalige BKH-L?dle) und hat die VR-Brille auf. Er soll eine Aufgabe l?sen. Das Therapeutenteam leitet ihn an und gibt ihm Hilfestellung. ?Wir k?nnen hier ganz konkrete Situationen anwenden und jederzeit steuernd eingreifen. Das Anwendungsspektrum umfasst ein breites Spektrum psychiatrischer Diagnosen“, erl?utert die stellvertretende Leitende Psychotherapeutin Isabella Mehling.

Wer beispielsweise H?henangst hat, kann versuchen, sich inmitten einer virtuell dargestellten Gro?stadt, hoch oben über den D?chern der Stadt, zu bewegen. Diese Szene wird ihm mit Hilfe der VR-Brille dargestellt. ?hnliches gilt für Fahrten mit dem Aufzug. Auch die k?nnen mittels VR-Brille detailgetreu und ganz nahe an der Wirklichkeit durchgespielt werden – mit dem Gang zur Aufzugstür, dem Drücken des Knopfes für die gewünschte Fahrtrichtung, dem Einsteigen, Hochfahren, Aussteigen und dem anschlie?enden Herunterfahren. Auch Interaktionen mit virtuellen Avataren zum Eintrainieren sozialer Fertigkeiten, beispielsweise in einer Vortragssituation, sind m?glich. Ebenso vorhanden sind virtuelle Situationen, die im realen Leben mit einer hohen Rückfallwahrscheinlichkeit für suchterkrankte Menschen verbunden sind; in diesen Szenarien trainieren Patienten alternative Verhaltensweisen zum Konsum ein.

B?uerle, Mehling sowie das gesamte Team des Psychologischen Dienstes, zu dem auch Dr. Ruth von Hammerstein geh?rt, sind begeistert, wie gut das alles funktioniert. ?Unter Kollegen haben wir das bereits ausgiebig getestet“, verr?t Isabella Mehling. Alle sind gespannt und neugierig auf den Start. ?Wir sind in der Trainingsphase und machen gerade das Therapeutenteam mit dem System vertraut.“

Mehling hatte bei einem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin den Anbieter des VR-Systems, Michael Altenhofer, kennengelernt. Er ist Gesch?ftsführer der ?sterreichischen Firma VR Coach GmbH mit Sitz in Werfenweng bei Salzburg, welche auch eine deutsche Niederlassung in Freilassing hat.?

Als der Kontakt geknüpft war, ging es darum, einen langen gehegten Wunsch in die Tat umzusetzen. Denn im BKH Augsburg werden bereits seit knapp 15 Jahren E-Mental-Health-Applikationen angewendet und der Einsatz von VR diskutiert. ?rztlicher Direktor Prof. Hasan, der die Klinik seit 2020 leitet, war sogleich überzeugt und der Vorstand der Bezirkskliniken Schwaben gab das Budget dafür frei. Damit war der Stein ins Rollen gebracht.?

Laut Mehling soll die Indikation für VR-Therapie im Rahmen der psychotherapeutischen Sprechstunden festgestellt werden und in die Einzelpsychotherapie eingebunden werden. Auch in Gruppentherapien ist der Einsatz m?glich. ?Wir wollen es einsetzen, wann immer es sich sinnvoll anbietet“, so die BKH-Mitarbeiterin. Das Spektrum sei sehr breit, erg?nzt Firmenvertreter Altenhofer. Mit dem System stellen wir Kliniken eine hocheffektive und wirksame Behandlungsform zur Verfügung, die eine gro?e Themenvielfalt an Expositionsszenarien bietet. Durch zus?tzlich verfügbare Entspannungsszenarien k?nnten auch immobile oder untergebrachte Patienten profitieren. So k?nnen Filme von Sonnenaufg?ngen oder Waldspazierg?ngen zur Entspannung gezeigt werden, ohne dass Patienten die Station oder Klinik verlassen müssen. ?Unserer Erfahrung nach werden sie so ruhiger und gelassener“, sagt der Anbieter des VR-Systems.????

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